Der Aktienmarkt ist der einzige Markt, an dem die Käufer wegrennen, wenn die Preise tief sind.
1. 2023 ist nicht 2020 und nicht 2008
2. Ökonomen warnen vor kommender Rezession, der Markt sieht es anders
3. Der Markt sieht den nächsten Zinssenkungszyklus kommen
4. Wir bleiben ausgewogen positioniert und verkleinern Bargeldbestände schrittweise
1. 2023 ist nicht 2020 und nicht 2008
Als Finanzberater würden wir unseren Kunden gerne sagen, wie es mit der Inflation, den Zinssätzen und der Schliessung von Banken weitergehen wird. Die Wahrheit ist aber leider, dass wir es nicht wissen. Keiner weiss es. Aber eines wissen wir: wir haben schon Schlimmeres erlebt. Erinnern Sie sich an das Jahr 2020, als die ganze Welt wochenlang stillstand? Wir dachten, es könnte eine wirtschaftliche Apokalypse werden, wie wir sie noch nie erlebt hatten. Und erinnern Sie sich an 2008? Die Banken fielen wie die Blätter vom Baum. Der Markt befand sich im freien Fall. Es war grausam. Und wissen Sie, wer dafür belohnt wurde? Die Mutigen, die den Kurs hielten und weiter investiert blieben oder sogar neu investiert haben!
Die Liste der Katastrophen in den letzten 100 Jahren liesse sich beliebig fortsetzen; wie grosse Depression, 25% Arbeitslosigkeit, 19% Inflation, 20% Zinsen, Weltkriege, Ermordungen und Amtsenthebungen von Präsidenten, 9/11, Kalter Krieg, Verbreitung von Atomwaffen, etc. Und wissen Sie was? Wir haben es überstanden.
Der Markt erzielte weiterhin durchschnittlich 6% pro Jahr, trotz einiger Unebenheiten auf dem Weg dorthin.
2. Ökonomen warnen vor kommender Rezession, der Markt sieht es anders
Noch vergangenen Herbst wurde eine Rezession mit hoher Wahrscheinlichkeit für dieses Jahr vorhergesagt. Dann wurde sie abgesagt, dann verschoben, und nun bewegt sich die Mehrheit der Ökonomen wieder zur vermeintlich sicheren Aussage, dass es unvermeidlich sei. Und was machen die Aktienmärkte? Sie zeichnen das umgekehrte Bild.
Transportwerte, die ein gutes Barometer für die zukünftigen Erwartungen der Wirtschaftstätigkeit sein sollten, halten sich gut. Halbleiter, welche die modernen Transportmittel sind, da sie die Aktivitäten rund um digitale Informationen antreiben, haben in den letzten Monaten ein beeindruckendes Comeback hingelegt. Auf der anderen Seite sind die drei schwächsten Sektoren seit Jahresbeginn diejenigen, die als am defensivsten gelten: Versorger, Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter.
Das ist nicht exakt das, was man erwarten würde, wenn der Markt besorgt wäre über das, was noch kommen wird. Wir wissen, dass es einfach ist, negative Schlagzeilen über den Status quo der Welt zu finden. Es ist ebenfalls unglaublich einfach im Moment negativ zu sein. Doch wenn der Aktienmarkt so weit vom aktuellen Narrativ entfernt ist, müssen wir auf den Markt hören.
3. Der Markt sieht den nächsten Zinssenkungszyklus kommen
Der Bankenkollaps hat die Geldpolitik eingeholt. Wahrscheinlich werden die monetären Behörden deshalb bald einen Regimewechsel bei der bisher restriktiven Geldpolitik initialisieren. Das wollen sie natürlich so nicht kommunizieren. Um das Gesicht und das Vertrauen in ihr Tun zu wahren, haben sie stattdessen die bereits vorher angekündigte Zinserhöhung im März 2023 durchgeführt. Doch insgeheim wird die Geldpolitik schrittweise in eine Lockerung übergehen, weil die Vorkommnisse aufzeigen, dass der über wenige Monate schärfste Zinserhöhungszyklus der letzten Jahrzehnte das Finanzsystem ans Limit des Verträglichen gebracht hat! Die Risikoakteure haben in der von den Notenbanken vorangegangenen orchestrierten Null-Zins-Phase zu viele und zum Teil auch zu wenig liquide Risiken gekauft und obendrauf zu viele Schulden gemacht. Bereits am 3. Mai 2023, beim nächsten FED Meeting, wird es wahrscheinlich keine Zinserhöhung mehr geben.
Die Inflation ist zwar noch nicht besiegt, doch nun werden die Politik und die Notenbanken die Prioritäten ändern wollen. Der Zinssenkungszyklus wird früher als geplant starten und damit wird die Inflation zum Nachteil der Bürger anhaltend hoch bleiben. Die Obligationenmärkte erhalten kurzfristig mehr Stabilität, wenngleich sie in der Beurteilung nicht attraktiver werden. Dort wo die Zinskurve - wie beim US Dollar - sehr invers ist, werden insbesondere die kurzfristigen Zinsen sinken und die inverse Zinsstrukturkurve über die kommenden Monate aufheben. Wir sehen daher vorerst nur limitiertes Potenzial für langlaufende Obligationen, für die Aktienmärkte sieht es dagegen besser aus.
4. Wir bleiben ausgewogen positioniert und verkleinern Bargeldbestände schrittweise
Angst und Desorientierung sind für einen Investor seit jeher ein schlechter Ratgeber. Perspektiven sind besser. Den Beginn der nächsten Börsen-Rallye darf man nicht verpassen - denn sonst verpasst man den Grossteil der Renditen. Eine schrittweise Lockerung der Geldpolitik und der Übergang in den langersehnten Zinssenkungszyklus werden zu einem Anstieg der Märkte führen.
Wir müssen uns noch eine Zeit lang darauf konzentrieren, den Lärm zu ignorieren. Am Ende werden wir aber froh sein, dass wir Geduld haben walten lassen und die Gelegenheit ergriffen haben, «gierig» zu sein, als andere ängstlich waren.
Wie immer danken wir für das uns entgegengebrachte Vertrauen und wir freuen uns auf das gemeinsame Investieren 2023!
Comments